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Hrubieszow

Gleich hinter der Bahnhofsbaracke verschwinden die Gleise im tiefen Gras. Weiter nach Osten geht es hier nicht mehr, obwohl der östlichste Punkt Polens noch gut und gerne 30 km entfernt ist. Nur der Bus fährt in die Nähe der ukrainischen Grenze, bis dahin bleibt nur ein ungeplanter Aufenthalt.

Zeit, die genutzt werden will. Zeit, im Niemandsland zwischen vereinzelten, halb fertig wirkenden Zementbauten und überdimensionalen Asphaltflächen, die an zahlreichen Stellen von der Vegetation aufgebrochen sind.

Auf dem Weg in das vermeintliche Zentrum ändert sich am Bild kaum etwas, nur dass es eine Flucht bekommt: Irgendwo am Ende einer endlosen, geraden Straße wird irgendetwas anderes kommen, kommen müssen, als die in weiten Abständen gesetzten Behausungen. Irgendwann ist da noch ein Parkplatz voller verrosteter Wohnwägen. Zigeuner verkaufen zerschlissene Textilien und Plastikspielzeug und es gibt Würste, die ohne den Wodka nur für geübte Mägen zu empfehlen sind. Polen sind hier nicht zu sehen. Auch nicht auf dem Rückweg zum Bahnhof, nur am Türbogen des einzigen Lokals, wo es außer Bier und Schnaps nichts gibt, lehnt ein gelangweilter junger Mann.
Das ist also die Gegend, vor der andere Polen gewarnt haben, davor, dass es hier nicht sicher sei. Und auch die Einheimischen warnen: Noch näher an der Grenze gebe es nichts aber auch gar nichts zu sehen, heißt es im Bus, der wenig später bis an den Grenzfluss fährt. Das allerdings haben wir schon hinter uns. Hier gibt es wenigstens einen idyllischen Fluss, unberührte Wiesen, viele Störche und vereinzelte verständnislose Autofahrer mit ukrainischen Kennzeichen.
Das also ist die Matrix des Lebens, fragte ich erregt, eine Folge von Zeichen, die wir nicht verstehen? Oder ein flüchtiger Hauch, der uns nur zufällig streift? weiter